Erzählperspektiven

Definition, Arten, Verwendung

Was ist eine Erzählperspektive?

Bei der Erzählperspektive geht es um die Beziehung zwischen dem vom Autor geschaffenen Erzähler und dem Leser. Achtung: Es geht nicht um die Beziehung zwischen Autor und Leser! Das darf nicht verwechselt werden. Der Autor bedient sich eines Erzählers, der die Geschichte dem Leser aus einer bestimmten Perspektive erzählt. Der Erzähler ist also zwischengeschaltet. Oder anders ausgedrückt: Der Erzähler ist Teil der vom Autor erfundenen Geschichte.

Eine seltene Ausnahme besteht dann, wenn Autor und Erzähler eindeutig zu einer Person verschmelzen, zum Beispiel bei Autobiographien (wenn der Autor also seine eigene tatsächlich erlebte Lebensgeschichte erzählt).

In der Literaturwissenschaft gibt es auch die gegenteilige Auffassung, nach der der Erzähler grundsätzlich mit dem Autor gleichzusetzen ist. Diese Auffassung hat sich jedoch nicht durchgesetzt.

Arten

Autor und Leser befinden sich immer außerhalb einer Geschichte. Der Erzähler befindet sich hingegen, wie bereits gesagt, immer innerhalb der Geschichte. In der Geschichte kann er sich entweder innerhalb oder außerhalb des Geschehens befinden. Man kann sich den Erzähler wie eine Spielfigur vorstellen, die vom Autor an unterschiedlichen Stellen in der Geschichte platziert werden kann.

Je nachdem, ob er außerhalb des Geschehens oder innerhalb des Geschehens platziert wird und ob er selbst eine Figur der Geschichte ist, wird in der Regel zwischen vier verschiedenen Erzählperspektiven unterschieden:

Zuweilen werden diese Varianten auch als Erzählperspektiven, Erzählstile oder Erzählsituationen bezeichnet. Am verbreitetsten ist wohl der Begriff Erzähler. Manche Fach- bzw. Lehrbücher zählen den Ich-Erzähler nicht als eigene Erzählperspektive, sondern sehen in ihm nur eine Unterart des auktorialen (wenn er allwissend ist) oder personalen Erzählers. Zudem wird teilweise von der Multiperspektive gesprochen, wenn sich der Autor mehrerer Perspektiven bedient, also Perspektivwechsel vornimmt. Andere Autoren unterscheiden bis zu zwölf verschiedene Arten des Erzählperspektive. Hier wird das viergliedrige Modell verwendet, da es wohl am gebräuchlichsten ist.

Diese vier Arten lassen sich zwar grundsätzlich voneinander abgrenzen. Sie treten aber nicht immer in ihrer Reinform auf. Autoren bedienen sich auch Mischformen. So kann etwa ein personaler Erzähler auktorial angehaucht sein, indem ihm der Autor mit etwas Allwissen ausstattet. Auch können mehrere Erzähler verwendet werden. Dann kommt es zwingend zu Perspektivwechseln. Dabei handelt es sich keinesfalls um schlechten Stil! Wenn man weiß, was man tut und warum man es tut, sind Perspektivwechsel sehr gute Stilmittel. In der Regel wechselt die Perspektive bei Szenenwechseln. Ein plötzlicher Wechsel vom personalen Erzähler zum (teilweise) auktorialen Erzähler wirkt jedoch in der Regel nicht sehr glaubwürdig. Wenn also ein Erzähler die ganze Zeit aus seiner konkreten Perspektive berichtet und dieser Erzähler plötzlich in andere Personen hineinschauen kann oder andere auktoriale Züge aufweist, liegt ein Bruch vor, der vermieden werden sollte.

Tipp: Wer Interesse an Erzählperspektiven hat, sollte andere Autoren analysieren. Wer erzählt die Geschichte aus welcher Perspektive? Fesselt mich das? Warum oder warum nicht? Erreicht mich der Erzähler?

Verwendung

Die Frage ist nun, wann man welche Erzählperspektive(n) verwendet oder anders ausgedrückt, welchen Erzähler man verwenden sollte, um die Geschichte zum Leser zu transportieren. Die Verwendung eines „falschen“ Erzählers oder die schlechte Verwendung eines „richtigen“ Erzählers kann einen Text schnell langweilig machen.

Zunächst einmal gilt es, sich über die Erzählperspektive Gedanken zu machen. Anfänger neigen mitunter dazu, schon beim Einstieg in eine Geschichte (ungewollt oder unbedacht) einen Perspektivwechsel nach dem anderen vorzunehmen. Das macht eine Geschichte in der Regel unspannend. Im übrigen hängt die Verwendung von den Eigenschaften und der damit verbundenen Wirkung der verschiedenen Erzählperspektiven und dem Können des Autors mit diesen umzugehen ab. Auch kommt es darauf an, um was für eine Art von Geschichte es sich handelt und damit verbunden, wie die Geschichte transportiert werden soll. Näheres wird bei den einzelnen Erzählperspektiven ausgeführt.

Folgende Fragen helfen bei der Auswahl der Erzählperspektive:

Tipp: Dem Anfänger wird die Verwendung des Ich-Erzählers empfohlen, da dieser näher am Geschehen ist und sich so leichter Spannung und eine Bindung des Lesers zur Hauptfigur aufbauen lässt. Zudem ist klar, was der Ich-Erzähler weiß, sagt und denkt.

Zusammenfassung